Mittwoch, 22. August 2012

Giftpflanzen und erste Hilfe Maßnahmen

Eine Vergiftung beim Hund ist wohl eine der größten Sorgen die man sich als Hundehalter machen kann. Dass der Hund einen Giftköder erwischt der ausgelegt wurde oder sich im eigenen Haushalt oder Garten vergiftet. Es ist schnell einmal passiert, dass ein Hund etwas frisst was er nicht verträgt und man es als Besitzer nicht einmal mitbekommt. Bei den ersten Anzeichen effektiv und richtig zu reagieren ist dann entscheidend. Nicht immer ist gleich Panik angesagt wenn der Hund etwas frisst was er nicht soll, es kommt immer auf das Gewicht des Hundes und auf die Menge des aufgenommenen Giftstoffes an. Das Gift kann eingeatmet werden, gefressen oder über die Haut aufgenommen. Auch gibt es so viele verschiedene Stoffe die giftig sind und ebenso viele Anzeichen einer Vergiftung dass es ein typisches Anzeichen für eine Vergiftung nicht gibt. Aus diesem Grund ist es auch sehr schwer allgemeingültige Ratschläge zu geben, denn auch die Symptome sind unterschiedlich. Ist das Zentrale Nervensystem betroffen, treten meist Krämpfe und Bewusstseinsstörungen auf. Wird dagegen das Herz-Kreislauf-System angegriffen, kann es zu einer schweren Schocksymptomatik kommen. Die gängigsten Symptome sind allerdings Erbrechen und starker Durchfall.

Gefahren im Haushalt gibt es viele da wäre zum einen die Avocado, welche einen hohen Anteil an Toxin enthält. Es führt zu schweren Schädigungen des Herzmuskels und damit zu Atemnot, Husten, Ödeme und Bauchwassersucht. Eine Vergiftung mit dieser endet in der Regel tödlich, da eine Therapie dagegen nicht existiert. Zum anderen wäre da der Kakao bzw. die Schokolade. Diese kann vom Hund nicht verstoffwechselt werden. Der Inhaltsstoff Theobromin reichert sich so im Körper an, was letztendlich zur Vergiftung führt. Betroffen hiervon ist jede Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil. Die tödliche Dosis liegt bei 100 mg pro kg Körpergewicht. Je nach Kakaogehalt sind etwa 60g Milchschokolade pro kg Körpergewicht bzw. 8g Blockschokolade pro kg Körpergewicht (d.h. 100g Blockschokolade für einen 12 kg Hund) giftig. Auch hier reagieren die Tiere mit Durchfall und Erbrechen. Später kommen Zittern, Krämpfe, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen hinzu.

Die Küchenzwiebel ist für den Hund ebenso giftig und zwar in jeglicher Form (ob roh, getrocknet oder gekocht). Bereits 5 – 10g pro kg Körpergesicht führen beim Hund zur Zerstörung der roten Blutkörperchen. Durchfall und Erbrechen setzte ein, später folgt die Anämie, diese schnell an den blassen Schleimhäuten zu erkennen ist. Knoblauch ist falsch verabreicht ebenso giftig. Es führt zu Durchfall, Erbrechen, bis hin zur Gelbsucht.

Die Aufnahme von Nikotin erfolgt beim Hund in der Regel durch das zerkauten einer Zigarette. Das Nikotin führt zu Lähmungen des Gehirns mit den verbundenen Anzeichen wie Muskelzittern, starkes Speicheln, Erbrechen, erhöhte Herz-und Atemfrequenz, Krämpfen, Bewegungsstörungen und Kreislaufkollaps.
Süßstoff ist wohl das versteckteste Gift im Haushalt. Das darin enthaltene Xylit ist hoch giftig. Es ist u.a. in zuckerfreien Kaugummis und Bonbons enthalten. Xylit verursacht beim Hund die Ausschüttung des Insulins ins Blut, sodass es zu einem lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels kommt. Die Wirkung tritt ca. 30 Minuten nach dem Verzehr auf. Erste Anzeichen dafür sind Schwäche, Verlust der Koordination und Krämpfe. 

Weintrauben wie Rosinen sind ebenfalls giftig. Sie führen zu akutem Nierenversagen. Es kommt zu Erbrechen mit Durchfall, später stellen sich Krämpfe ein bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Auch gibt es nicht nur im Haushalt sondern auch in freier Natur viele giftige Stoffe für den Hund.
Das Adonisröschen führt zum Versagen des Herzmuskels. Anzeichen hierfür sind wie üblich das Erbrechen und der Durchfall. Es folgen Herzrhythmusstörungen, langsamer Pulsschlag und Atemnot.
Die Ackerbohne, dessen Bohnen, Samen und Pollen giftig sind führt zu bleichem Aussehen des Hundes, Fieber, verminderter Urinausscheidung, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Kolik, Milz und Leberschwellung.

Die Azalee enthält ein Neurotoxin, welches in erster Linie zu Lähmungen der Muskulatur führt. Auch hier zeigt sich Speicheln mit Erbrechen und Durchfall. Es wurde das Reiben des Kopfes an Gegenständen beobachtet sowie Augenausfluss. Später kommen verlangsamter Herzschlag, Blutdruckabfall und Atembeschwerden hinzu.
Dank des bitteren Geschmackes des Buchsbaumes ist es sehr selten dass dieser von Hunden gefressen wird. Gefährlich hier sind vor allem die getrockneten Pflanzen. Die tödliche Dosis beträgt 5g pro kg Körpergewicht. Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Erregungszustände und Krämpfe. Der Tod tritt durch Lähmungen der Atmung ein. Beeren und Blätter des Efeus sind bei hoher Dosis ebenfalls tödlich. Diese führen zu schweren Magen-Darm Entzündungen.  Auch der Eisenhut ist stark giftig, besonders die blaue Gattung davon. Das Gift fördert die Reflexe des Hundes. Es treten auf, Durchfall mit Erbrechen, Krämpfe und Lähmungen. Im schlimmsten Fall tritt der Tod ein. 

Das gesamte Gift der Eibe, einschließlich ihrer Samen ist hoch giftig. Allerdings sind gerade die giftig zu vermuteten roten Beeren an dieser unschädlich. Tödliche Dosis sind hiervon 30g Nadeln. Die Tiere zeigen Erbrechen, Durchfall, Fieber und Kollaps. Wichtigster Indiz dafür, die Pupillen des Hundes reagieren nicht mehr auf hell und dunkel.  Farne aller Art (Adlerfarn, Adlersaumfarn, Großer Waldfarn) sind ebenfalls giftig. Besonders aber die Jungpflanzen. Es treten allergische Reaktionen auf, Muskelzuckung, motorische Störungen, Krämpfe sowie Blut im Urin.  Der Fingergut enthält die sogenannten „Herzglykoside“. Dabei handelt es sich um stark giftige Stoffe, die in kleinsten Mengen jedoch bei gewissen Herzerkrankungen mit großem Erfolg eingesetzt werden. Es kommt zu Reizungen der Magen-Darm Schleimhaut, zu Erbrechen mit Durchfall und Störungen des Herzrhythmus. In Schwersten Fällen kommt es zum Herzstillstand. 

Schon ab 50mg tödlich kann der gefleckte Schierling werden. Es erfolgt eine schnelle und leichte Aufnahme über die Schleimhäute oder durch verletzte Stellen im Fell des Hundes. Erste Symptome treten bereits nach 20 – 30 Minuten auf und sind Unruhe, Muskelschwäche, Koordinationsstörungen und Muskelzittern. Der Puls verlangsamt sich zu Anfang deutlich steigt aber dann schnell an. Danach setzt die Atmung meist aus. Die Samen des Goldregens aber auch die Wurzeln und Äste werden gerne verzehrt da sie einen süßlichen Geruch wie auch Geschmack aufweisen. Die Vergiftungssymptome treten schon nach wenigen Minuten in Form von heftigem Erbrechen, Durchfall und Kollaps auf. Die Stängel und der Pflanzensaft des Hahnenfußes sind ebenfalls giftig. Sie erzeugen eine starke Reizung des Magen und Darms sowie der Speiseröhre.
Oft mit tödlichem Ausgang ist die ganze Pflanze der Herbstzeitlosen. Sie führt ebenfalls zu Magen-Darm- Entzündungen und Atemlähmung. Wer seinem Hund ein Stöckchen aus Holunderholz zuwirft spielt womöglich mit seinem Leben. Das Holz enthält das giftige Blausäureglykosid. Auch die Hortensie die sich in vielen Gärten befindet ist giftig. Allerdings ist dieser Verlauf zum Glück meist unbedenklich mit zittern, Magen-Darm Problemen und allgemeiner Schwäche.

Der Lebensbaum enthält entzündungsfördernde Stoffe. Symptome sind Magen-Darmreizungen. In schweren Fällen kommen dann Leber und Nierenschäden hinzu.
Besonders die Samen der Lupinen enthalten Gift, welches eine lähmende Wirkung auf Herz und Atmung aufweist. Am giftigsten sind die gelben ihrer Gattung. Der akute Verlauf dieser Vergiftung wird durch die Alkaloide ausgelöst, der chronische durch Mykotoxine. Symptome sind Magen- Darmentzündungen, Leber- und Nierenschäden, Mattigkeit und Benommenheit. Bewusstlosigkeit und Lähmungen folgen. Maiglöckchen sind ebenfalls giftig und es gilt für sie dasselbe wie für den Fingerhut. Wildtiere meiden diese Pflanze instinktiv, domestizierten Tieren jedoch fehlt dieser Warnmechanismus weshalb es immer wieder zu Vergiftungen kommt. Es entstehen Reizungen der Darmschleimhau, Erbrechen sowie Durchfall und Störungen des Herzrhythmus. In schlimmen Fällen kommt es wegen des Herzstillstandes zum Tod. 

Nach der Aufnahme von Mistelzweigen zeigen Hunde einige Stunden danach Erbrechen, Durchfall, Fieber und starken Durst. Gefolgt von Krämpfen, Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen, Koma und Herzstillstand.  Narzissen und Osterglocken sind ebenfalls gefährlich. Eine Narzissen zwiebel von nur 15 Gramm kann einen Hund töten. Lycorin, ein Alkaloid führt in geringen Dosen zu Erbrechen und Durchfall, in höheren zu Krämpfen, Lähmungen und Kreislaufversagen.

Oleander, ebenfalls in vielen Gärten zu finden enthält Toxin. Es kommt zunächst zu Magen- Darm Beschwerden. Im Weiteren kommen Herzrhythmusstörungen, Vorhof-  und Kammerflimmern und letztendlich Herzstillstand hinzu. Der Hund zeigt Untertemperatur, Krämpfe, Atembeschwerden sowie Husten. Das Amygalin in Rosengewächse ist hochgiftig. Nach Aufnahme dieses Stoffes, der übrigens Blausäure freisetzt, kommt es zu roten Schleimhäuten, Erbrechen, Fieber mit Krämpfen und allgemeine Schwäche. Der Tod erfolgt durch Atemnot und inneres Ersticken, da der an die roten Blutkörperchen gebundene Sauerstoff nicht mehr an das Gewebe abgegeben werden kann. Ebenfalls Blausäureabspaltende Substanzen enthalten die Kirschlorbeere, die Fächer Zwergmistel und der Feuerdorn

Alle Pflanzenteile des Seidelbasts enthalten stark entzündungsauslösende Stoffe. Beim Kauen dieser kommt es zu starken Reizungen und Entzündungen an den Schleimhäuten. Danach folgen Rachen, Magen und Darmentzündungen. In schweren Fällen kommt es zu einer Nierenentzündung die später auch zum Tod führen kann.

Ebenfalls giftig im Garten sind Stechpalme, der Trompetenbaum, der Waldholunder, Wolfsmilch und der Wunderbaum.

Auch viele Zimmerpflanzen enthalten giftige Stoffe wie das Alpenveilchen, bei der nur die Knolle giftig ist. Es kommt zu Reizungen der Schleimhäute, Erbrechen und Durchfall, Untertemperatur und Bewegungsstörungen. In den Drüsenhaaren der Becherprimel befindet sich ein starkes Kontaktallergen. Es treten allergische Reaktionen der Haut, der Bindehäute und des Atmungsapparates auf.
Speicheln und Erbrechen sind Symptome nach den Verzehr von Gummibäumen. Der hohe Gehalt an Oxalsäure der sich in den Nadeln des Fensterblattes befinden führt zu Schleimhautreizungen mit starken Schwellungen. 

Auch der Saft des Weihnachtssterns verursacht Entzündungen der Maulschleimhaut, Erbrechen und Durchfall. Danach entsteht Muskelzittern, ein schwankender Gang stellt sich ein bis hin zu Kreislaufversagen.
Es gibt natürlich nicht nur in Garten und Haus giftige Dinge für den Hund, auch sind viele Chemische Mittel z.B. gegen Parasiten oder zur Unkrautvernichtung gefährlich. Putzmittel jeglicher Art ist für den Hund schädlich. Aber auch Frostschutzmittel für Autos schmeckt süß, wird daher recht häufig von Welpen aufgenommen und führt zu tödlichem Nierenversagen. Mineralöle jeglicher Art sind giftig, vor allem Medikamente (Schlafmittel) die zu narkoseähnlichen Zuständen führen. Pestizide wie Schneckengift endet nach 24 Stünden tödlich. 

Mäuse- sowie Rattengift führt zu einer Blutgerinnungsstörung, es wird oftmals im Anfangsstadium leicht übersehen da es nur zu geringem Erbrechen kommt und sich erst nach 2 – 6 Tagen Blutungen im Hundekörper einstellen. Die Schleimhäute werden zunehmend blass und im Urin sowie auch im Kot (Durchfall) befindet sich Blut. Zu dieser Zeit besteht bereits Lebensgefahr und der Hund kann nur durch ein Gegenmittel überleben. In schwerwiegenden Fällen ist auch eine Bluttransfusion von Nöten. Sofern man bei seinem Hund Erbrechen oder Mattigkeit – besonders nach dem Spazierengehen feststellt sollte man diese Symptome ernst nehmen. 

Doch was tun, wenn der Hund wirklich einmal etwas gefressen hat was er nicht soll? In diesem Fall ist oft weniger mehr. Wichtig zu wissen ist in erster Linie, dass nur innerhalb von 30 bis maximal 60 Minuten die Giftaufnahme in den Körper mittels Brechmittel, Magenspülungen und Abführmitteln verringert werden kann. Das wichtigste Ziel, welches man verfolgen sollte ist den Hund so schnell wie möglich in einer Tierklinik vorzustellen. Sofern der Weg zu dieser recht lang ist sollte man, mit telefonischer Absprache des Arztes, dem Hund Kochsalzlösung einflößen um das Erbrechen des Hundes selbst auszulösen. Allerdings sei gesagt, dass sich dies für den Laien oft schwieriger darstellt als gedacht. Einen Hund zum Erbrechen zu bringen ist nicht einfach, genauso wenig wie das Eingeben der Kochsalzlösung, an der sich viele Hunde schlimm verschlucken können. Dies sollte wirklich nur dann in Betracht gezogen werden wenn es gar nicht anders machbar ist. Der Hund sollte in jedem Fall ruhig behandelt werden. Jegliche Hektik die man selbst verursacht überträgt sich auf den Hund und das wiederum fördert die schnellere Aufnahme des Giftes. Auch wenn es sehr schwer ist, ist Ruhe bewahren oberstes Gebot.  

Vorsicht bei der Gabe von Öl welche oft fälschlicherweise Empfohlen wird. Öl ist nicht bei jeder Vergiftung angebracht, es fördert sogar bei manchen Giftstoffen die Aufnahme in das Blut. Ich rate grundsätzlich von der Gabe des Öles ab, da man sich nie ganz sicher sein kann welches Gift der Hund zu sich genommen hat. Zu einem späteren Zeitpunkt übrigens – alles was weiter zurück liegt als 2 Stunden, hat es auch keinen Sinn mehr ein Erbrechen auszulösen. Auch bei Säuren oder Lacken geht das Erbrechen nach hinten los da Gefahr einer erneuten Verätzung der Speiseröhre besteht. In diesem Fall für reichlich Trinkwasserzufuhr sorgen.
 Auch sollte man, sofern man weiß was der Hund gefressen hat die Substanz sichern und mit zur Klink nehmen. Erbrochenes etc. kann zur Lokalisierung des Giftes erheblich beitragen.